Eintrag vom 01.08.2016
Bei scharfen Essen wird durch den starken Hitzereiz der Parasympathikus, ein Faserstrang des vegetativen Nervensystems angeregt. Er reagiert ähnlich wie ein Brandmelder, der zum Löschen des „kulinarischen Feuers“ die Tränendrüsen aktiviert und die Schleimhäute anschwellen lässt. Die Folge sind tränende Augen und eine tropfende Nase.
Aber nicht nur bei scharfen Essen bekommen manche Menschen Tränen in den Augen. Beim sogenannten Krokodilstränen-Phänomen haben die Betroffenen beim Genuss oder sogar nur beim Anblick von Speisen Tränen in den Augen.Dieses Phänomen verdankt seinen Namen der Tatsache, dass Krokodile bei der Nahrungsaufnahme durch die weite Öffnung ihres Mauls ihre Tränensäcke unter Druck setzten. Durch diesen Druck auf die Drüse hinter den Augen entstehen die sogenannten Krokodilstränen.
Die Beobachtung dieses Phänomens durch einen französischen Mönch im 13. Jahrhundert war die Grundlage für unsere heutige Redensart über die sogenannten Krokodilstränen. Er beschrieb in seiner Enzyklopädie, dass bevor die Krokodile einen Menschen auffressen würden, diese seinen Tod beweinen. Diese Vorstellung, dass Krokodile falsche Tränen vergießen würden wurde zu einem Sinnbild in der Literatur. So sagt man bis heute über Menschen, die ihre Trauer oder Betroffenheit nur vortäuschen, dass sie Krokodilstränen vergießen würden.
Beim Menschen ist dieses medizinische Phänomen der Tränenbildung auf eine fehlerhafte Vernetzung zwischen Geschmacksfasern und Tränendrüse zurückzuführen. Nach einer Lähmung des Gesichtsnervs kann es bei der Ausheilung und Neubildung von Nervenfasern dazu kommen, dass diese irrtümlich in die Tränendrüse einwachsen statt in die Speicheldrüse. So kommt es dann dazu, dass einem beim Anblick von leckerem Essen nicht nur das Wasser im Mund, sondern auch in den Augen, zusammen läuft.
Quelle: Freie Presse